Paarberatung und Paartherapie

 

Aufgrund meiner eigenen 35-jährigen Paarbeziehung mit leichten und inspirierenden Zeiten, aber auch mit schwierigen Phasen voller Streit und Entfremdung weiß ich um die Wichtigkeit von kreativen, paarspezifischen Überlegungen und Lösungen, die manchmal nur mit externer Unterstützung gefunden werden können.

 

Es gibt viele Gründe, eine Paarberaterin aufzusuchen: Respektloses Verhalten und geringe Wertschätzung des Anderen, Überschreiten von Grenzen, unterschiedliche Erwartungen und Werte, destruktives Streitverhalten, fehlendes Vertrauen auch aufgrund von Enttäuschungen, frustrierende Erlebnisse in den Bereichen Zärtlichkeit und Sexualität oder Affären eines Partners. Vielleicht fühlt Ihre Beziehung sich auch leblos an, weil sie den emotionalen Kontakt miteinander verloren haben und nur noch nebeneinander her leben.

 

Eine Paartherapie hilft, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen, die Bedürfnisse des Anderen wahrzunehmen oder sich eigener verschütteter Wünsche bewusst zu werden und mit dem Partner zu teilen. Sie  gibt Anregungen, wie destruktive Muster durchbrochen werden können und hilft, auf kreative Weise individuelle Lösungen für Ihre einzigartige Paarbeziehung zu finden.

 

Genauso kann eine Paartherapie auch helfen, eine möglicherweise anstehende Trennung zu akzeptieren, und Sie dabei unterstützen, diesen Weg respekt- und würdevoll zu gehen.

 

Ablauf einer Paartherapie:

Anders als der Name vermuten lässt, spielen Ratschläge in der modernen Paarberatung nur eine kleine Rolle. Stattdessen kommen ähnlich wie in der Integrativen Psychotherapie verschiedene Methoden und Gesprächstechniken zum Einsatz, sodass der Übergang zwischen Paarberatung und Paartherapie eigentlich fließend ist und beide Begriffe häufig synonym verwendet werden. Therapeutische Interventionen spielen besonders dann auch eine größere Rolle, wenn bei einem der beiden Partner zusätzlich eine psychische Störung vorliegt oder neurotisches Verhalten die Partnerschaft belastet. In Partnerschaften zeigen sich verletzte seelische Grundbedürfnisse aus der Kindheit am ehesten, nämlich immer dann, wenn der Partner unwissentlich bestimmte wunde Punkte berührt.

 

Wesentlicher Kern der Arbeit ist natürlich das vertrauensvolle Gespräch.  Dabei werde ich Ihnen manchmal Fragen stellen oder Übungen für die Praxis oder für zu Hause geben, und manchmal wird das Gespräch auch zwischen Ihnen beiden geführt und von mir nur moderiert. Dabei ist es mir ganz wichtig, dass Sie beide wissen, dass ich in meiner Arbeit immer allparteilich bleibe und Ihnen beiden dieselben Möglichkeiten gebe, Ihre Sichtweise deutlich zu machen, und Sie beide gleich viel Raum bekommen.

 

Nach der gemeinsamen Erstsitzung, in der die jeweiligen Wünsche und Ziele sowie die Ressourcen des Paares erforscht werden, ist es meist wünschenswert und entlastend, wenn ich beide Partner bzw. Partnerinnen jeweils in einer Einzelstunde treffen kann. In diesem Setting ist es möglich, allem Ärger Luft zu machen ohne unnötige weitere Verletzungen zu verursachen und gleichzeitig die biografischen Hintergründe zu erforschen bevor dann zu dritt weitergearbeitet wird. Dies geschieht selbstverständlich nur in Absprache und mit Ihrem beidseitigen Einverständnis.

 

Angewandte Verfahren:

Meine paartherapeutische Grundausbildung liegt im Bereich der Systemischen Therapie. In dieser Arbeit liegt ein wesentlicher Schwerpunkt darin, dass beide Partner ihren Einfluss auf das Beziehungsgeschehen erkennen und lernen, dass sie Verhaltensalternativen haben, die die Interaktion zwischen den Partnern verändern können: Mein Verhalten beeinflusst die Gefühle und Reaktionen meines Partners und diese wiederum, wie ich mich fühle und reagiere – je nachdem wie förderlich dieses Verhalten für meine Bindung ist, ein positiver oder negativer Kreislauf. Jedes Paar ist ein System, das von den Partnern selbst, aber auch von außen, beeinflusst wird, und jede Veränderung im System bewirkt, dass das gesamte System sich ändert.

 

Meine paartherapeutische Arbeit ergänze ich seit 2019 mit Elementen der Emotionsfokussierten Paartherapie (EFT). In dieser Therapieform ist entscheidend, dass neben dem Herausarbeiten der positiven und negativen Zyklen auch die hinter dem Verhalten stehenden Emotionen und Bedürfnisse bewusst gemacht werden, die dazu führen, dass wir ganz automatisch immer wieder auf die selbe Art reagieren und meist eben auch, ohne dass wir es so wollen. In der EFT Arbeit erkennt das Paar den negativen Zyklus als gemeinsamen Gegner ihrer Beziehung, gegenseitige Beschuldigungen verlieren ihren Sinn. Stattdessen wird ein positives Bindungsverhalten gefördert – die Partner lernen, ihre hinter dem Streit stehenden Bedürfnisse zu erkennen und mit Unterstützung der Therapeutin mitzuteilen sowie umgekehrt die Verletzungen ihres Partners zu verstehen und über dieses tiefe Verständnis und den emotionalen Kontakt die liebevollen Anteile in ihrer Beziehung zu stärken oder wieder aufzubauen.

 

Ganz wesentlich für meine Arbeit sind auch die Forschungsergebnisse von John und Julie Gottman, die diese über viele Jahre durch Beobachtungen einer großen Gruppe von Paaren in ihrem sogenannten Love Lab gewonnen haben.

 

Je nach der spezifischen Phase in der das Paar sich befindet, entscheidet sich während der Behandlung, welche Elemente und Behandlungsform den Schwerpunkt bilden sollen, und in den meisten Fällen fließen in die Arbeit Elemente aus verschiedenen Richtungen ein.

 

Immer häufiger melden sich auch Paare bei mir, die sich nach einer Trennung wünschen, dass der Trennungsprozess trotz Schmerzen und legitimer Wut würde- und respektvoll verläuft. Auch wenn einer oder beide Partner verletzt sind, ist ein Versöhnungsprozess möglich und auch sehr wichtig - besonders wenn beide gemeinsame Kinder haben, aber auch, um sich weiter zu entwickeln und mit einem künftigen Partner alte Fehler nicht zu wiederholen. Die Arbeit an diesem "Conscious Uncoupling" (auf Deutsch soviel wie "Bewusstes Ent-Paaren") kann entweder sofort während des Trennungsprozesses beginnen, oder auch später, falls die Bereitschaft bei einem der Partner zunächst nicht vorhanden ist. Sie kann sogar noch Jahre später oder auch nur mit einem der Partner durchgeführt werden.

 

 

Dauer der Therapie:

Es hat sich in der Paartherapie bewährt, zwischen die einzelnen Sitzungen etwas größere Abstände zu legen, um Zeit zu haben, die neu erarbeiteten Verhaltensmöglichkeiten auch im Alltag auszuprobieren. Günstig ist ein zwei- bis vierwöchiger Abstand. Anders sieht es in einer akuten Verletzungssituation aus, bei der mit Hilfe der Beraterin erst mal etwas Ruhe in die Emotionen gebracht werden muss.

Generell ist die Dauer der Therapie sehr individuell: Manche Paare brauchen nur wenige Impulse, um den Ball wieder ins Rollen zu bringen, sodass ein oder zwei Therapiestunden ausreichen. Andere benötigen regelmäßige Anstöße über einen längeren Zeitraum, besonders wenn Muster aus den Herkunftsfamilien oder früheren Beziehungen eine Rolle spielen oder größere Verletzungen in der Vergangenheit der Paarbeziehung nie aufgearbeitet wurden und weiter in die Gegenwart wirken. Wieder andere Paare kommen in großen Abständen immer dann, wenn sich in ihrer Beziehung äußere Veränderungen ergeben, die neue Herausforderungen an das Paarleben stellen oder wenn sie in alte Rollen oder Muster zurückfallen.